SDG Blog #5: GESCHLECHTER GLEICHHEIT

Ulrike/ Juli 23, 2021/ SDG/ 1Kommentare

Vergeblich versuche ich an einem Montag im März, einen Kollegen in Berlin zu erreichen. Fange schon an, mich zu ärgern, weil ich ein dringendes Anliegen habe: „Verlängertes Wochenende oder was?“ – Nein, Weltfrauentag! Der Internationale Tag der Frauen ist nur in Berlin ein Feiertag, in allen anderen Bundesländern wird am 8. März ganz normal gearbeitet. Die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern, die in Europa für uns heute selbstverständlich ist, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer sozialistischen Bewegung hart erkämpft. In Deutschland dürfen Frauen erst seit 1919 wählen und gewählt werden. Wusstet ihr das? Unseren Großmüttern und Urgroßmüttern sei Dank! 

Obwohl die Gleichberechtigung der Geschlechter ein Menschenrecht ist, werden weltweit Millionen von Frauen beim Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und in ihrem Alltag diskriminiert. Viel zu oft erfahren sie körperliche oder sexuelle Gewalt. In fast 50 Ländern gibt es noch nicht einmal ein Gesetz, das körperliche Gewalt an Frauen durch ihre Partner unter Strafe stellt und verfolgt.  Außerdem sind sehr viel mehr Frauen als Männer arm. Laut UN besitzt nur 1% der Frauen Land, und der Anteil der Frauen in Niedriglohnsektoren ist sehr viel höher als der der Männer. Auch wenn es gute Fortschritte bei der Ausarbeitung und Verabschiedung gesetzlicher Regelungen gegen Diskriminierung gibt, mangelt es an der praktischen Umsetzung. Was können wir tun? Wir können Organisationen und Initiativen unterstützen, die sich dafür einsetzen, dass Frauen und Männer für gleiche Leistung gleich bezahlt werden und dass alle Kinder zur Schule gehen können. Denn Bildung ist der Schlüssel zur Hinterfragung und Überwindung hartnäckiger, althergebrachter Geschlechter-Rollen.

In Deutschland arbeiten wir trotz gesetzlicher Gleichstellung nach wie vor an der tatsächlichen, alltäglichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Männer verdienen in Deutschland im Durchschnitt immer noch fast 20% mehr als Frauen (in Luxemburg sind es gerade mal 1%!). Und bei der allgemeinen Gleichstellung liegt Deutschland gemäß Erhebung durch das Wirtschaftsforum nur auf Platz 11, hinter Namibia, Litauen und der Schweiz. Gelegentlich habe ich allerdings den Eindruck, dass wir über’s Ziel hinausschießen – und das ist sicher normal während eines Veränderungsprozesses. So entsteht im Eifer der Quoten-Erfüllung manchmal neue Diskriminierung. Dann nämlich, wenn Diversität sichtbar sein muss und nichts zu tun hat mit der Fachkompetenz eines Menschen, mit ihrer Geschichte, ihrer Haltung zum Leben, und mit ihrer Fähigkeit zu Perspektivwechsel und Veränderung. Über die aktuellen Auswüchse im „Gender-Sprech“ will ich gar nicht reden … Können wir uns nicht einfach in unserer Andersartigkeit auf Augenhöhe begegnen und die echten Herausforderungen miteinander angehen? Davon haben wir nämlich eine ganze Menge. Ich bin gespannt was euch zu diesem Thema durch den Kopf geht. – Eure Astrid

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  1. Am 8. Mai 1949 beschlossen 61 Väter und 4 Mütter des Grundgesetzes in Artikel 3: (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile ein.
    8 Jahre später am 3. Mai 1957 beschloss der Deutsche Bundestag das „Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts“. Diese Beschlüsse sind mehr als 60 Jahre her. Und wir sind relativ weit gekommen, wie ich finde. Ich durfte als Frau das Gymnasium besuchen, Abitur machen, meine Ausbildung frei wählen, und mein Familienstand „ledig“ ist auf jedem Formular ankreuzbar. Ich kann mein Leben selbst bestimmen, meine Meinung kundtun, verdiene mein eigenes Geld, kann reisen und mich frei bewegen. Trotzdem gibt es immer noch Ungleichheiten, die schon längst hätten beseitigt werden können. Stichwort: Ungleiche Gehälter. Ist die Arbeit von Frauen weniger wert? – Trotz meiner modernen, aufgeklärten Eltern habe ich den Satz „über Geld spricht man nicht“ noch gelernt und verinnerlicht. Wenn über Gehälter nicht gesprochen wird, fördert das natürlich die Ungerechtigkeit in der Vergütung. Denn der Vergleich mit Kollegen/innen fehlt. Außerdem bekommt mehr Gehalt wer sich besser verkauft. Und das sind in der Regel die Männer …

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